Kardiologische Untersuchungsmethoden

Elektrokardiogramm (EKG)
Ableitung der elektrischen Aktivität des Herzens. Das EKG gibt wichtige Information über mögliche Erkrankungen am Herzen. Gehört zur Basisdiagnostik in der Medizin nicht nur bei Menschen mit Herzerkrankung.

Risiko: kein.

Belastungs-EKG (Fahradergometrie)
Die Untersuchung ist eine Kombination aus kontinuierlichem Registrieren vom EKG und einem Belastungstest auf dem Fahrradergometer. Hierzu sollten Sie in guter Verfassung sein, keine entzündliche Erkrankung haben und nicht unter Einfluß von Alkohol oder sonstigen dämpfenden Medikamenten sein.

Risiko: sehr gering.

Das Belastungs-EKG ist für Abklärung einer möglichen Durchblutungsstörung am Herzen (koronare Herzkrankheit) bei Menschen mit Brustschmerzen unbekannter Ursache (sog. Angina pectoris) notwendig. Folgende Beschwerden sollten ebenfalls neben Herzultraschall (Echokardiographie) zusätzlich durch ein Belastungs-EKG abgeklärt werden: unklare Atemnot, Herzstolpern/Herzrasen, Leistungsschwäche, …
Langzeit-EKG
Die Herzaktionen werden über 16-24 Stunden in einem kleinen tragbaren EKG-Rekoder gespeichert. Evtl. müssen bei Männern störende Brusthaare rasiert werden, die Haut wird mit Benzin entfettet. Danach werden Klebeelektroden auf die Brust geklebt und mit dem Rekorder verkabelt.

Risiko: kein (gelegentliche Pflasterallergien sind jedoch möglich).

Das LZ-EKG ist bei allen unklaren Fällen von Bewusstlosigkeit oder Herzstolpern / Herzrasen notwendig. Auch zur Verlaufskontrolle bei allen Patienten mit chronischen Herzerkrankungen ist diese Untersuchung sinnvoll.
Langzeit-Blutdruckmessung
Ihr Blutdruck wird mit einem kleinen tragbaren Messgerät ¼-stündlich (tagsüber) und ½-stündlich (nachts) gemessen und gespeichert. Die Blutdruckmanschette wird am Oberarm angebracht. Bei Menschen mit sehr hohem Blutdruck kann die Langzeit-Blutdruckmessung schmerzhaft sein, da das Messgerät die Manschette mit entsprechend hohem Druck aufpumpen muss!

Risiko: kein (Menschen mit Blutungsneigung können Bluterguss davon tragen!)

Die Langzeit-Blutdruckmessung ist zur Beurteilung einer möglichen Hochdruckkrankheit sowie zur Verlaufskontrolle unter der Behandlung sehr sinnvoll.
Farbdoppler-Echokardiographie (Ultraschall-Sonographie)
Geräte: GE Vivid E9 / GE Vivid S6
Mit einem modernen digitalen Ultraschallgerät lässt sich das Herz in einer sehr eleganten Weise komplett darstellen. Es werden zugleich standardisierte Messungen durchgeführt und mit Farbdoppler die Funktion der Herzklappen beurteilt. Diese Untersuchungstechnik ist in den letzten Jahren enorm entwickelt und verfeinert worden und ist absolut unentbehrlich für eine zuverlässige Herz-Kreislauf-Diagnostik.

Risiko: kein.
Farbduplex-Sonographie der Halsarterien
Eine elegante Methode, herauszufinden, ob bereits Ablagerungen in den wichtigen hirnversorgenden Arterien vorliegen. Dadurch lässt sich das individuelle Risiko für einen Schlaganfall / Herzinfarkt besser abschätzen. Gelegentlich stellen sich gar völlig gravierende Gefäßablagerungen bzw. Verengungen bei beschwerdefreien Menschen dar. Eine frühzeitige Behandlung würde dann die meist folgenschweren Krankheitsausbrüche verhindern.

Risiko: kein.
Stress-Echokardiographie

Fotos von Jannette Kneisel - jK photography

  • mit Fahrradergometrie: Die Untersuchung besteht aus der Kombination von Fahrrad-Ergometrie (s. oben) und der simultanen Echokardiographie.

    Risiko: siehe Fahrrad-Ergometrie (oben)
  • mit medikamentöser Injektion (Dobutamin): Bei allen Patienten, die keine Fahrrad-Ergometrie leisten können (zum Beispiel Hüft- oder Knie-Arthrose, …) wird das Herz-Kreislauf-System mit einem Medikament angetrieben. Die Wirkung ist ähnlich unserem körpereigenen Stress-Hormon Adrenalin. Dabei steigen die Puls-Frequenz sowie der Blutdruck kontinuierlich an, ähnlich einer Fahrrad-Belastung, allerdings liegt der Patient still auf der Untersuchungsliege. Die Infusion mit dem Stress-Hormon, Dobutamin dauert max. 12 Minuten. Nach dem Beenden der Infusion verschwindet die Wirkung des Medikaments nach 3-5 Minuten gänzlich.

    Risiko: sehr gering (selten Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Blutdruckabfall).

Diese Untersuchungsmethode hat sehr hohe Aussagekraft in Bezug auf die Diagnose einer versteckten ernsthaften Herzerkrankung, insbesondere einer Durchblutungsstörung (so genannte koronare Herzkrankheit). Eine andere, alternative Methode mit vergleichbarer Aussagekraft ist die Myokardszintigraphie. Dabei wird dem Patienten ein radioaktives Mittel injiziert. Der Nachteil dieser Methode ist die Strahlenbelastung.
Transösophageale Echokardiographie (TEE / Schluck-Echo)
Bei dieser Untersuchung wird das Herz mit einer Ultraschallsonde aus der Speiseröhre heraus dargestellt. Die Bildqualität ist um ein vielfaches besser als die konventionelle Echokardiographie. Diese Untersuchung ist invasiv und wird nur bei speziellen Fragestellungen (Blutgerinnsel im Herzen, Herzklappenfehler oder Herzklappeninfektion, Erkrankungen der Hauptschlagader (Aorta), …) angewendet. Gelegentlich ist ein TEE nur deshalb erforderlich, weil die konventionelle Echokardiographie wegen schlechter Schallbarkeit keine zuverlässige Aussage erlaubt. Vor der Untersuchung sollten Sie mindestens 4 Stunden nichts gegessen oder getrunken haben. Zur Untersuchung erhalten Sie eine Rachenanästhesie mit einem Spray und eventuell eine leichte Beruhigungsspritze. Eine Echosonde (Fingerdick) wird über den Mund in die Speiseröhre eingeführt. Wir bemühen uns, die Untersuchung so wenig belastend wie möglich zu gestalten. Nach der Untersuchung dürfen Sie für 1 Stunde nichts essen und trinken. Wenn Sie eine Beruhigungs-Spritze erhalten haben, müssen Sie mindestens 2 Stunden überwacht werden (ausschlafen) und anschließend entweder in Begleitung oder mit einem Taxi nach Hause fahren. Bitte bedenken Sie, dass die Beruhigungs-Spritze Ihr Reaktionsvermögen und Geschäftsfähigkeit in den folgenden 8-12 Stunden noch beeinträchtigen kann, auch wenn Sie dies subjektiv nicht wahrnehmen sollten.

Risiko: ca. 20% der Patienten haben in den Folgetagen Hals- bzw. Schluck-Beschwerden, die sich gänzlich normalisieren. Ca. 0,5% (5 von 1000) können schwere Komplikationen, wie Aspiration (Verschlucken des Mundschleims oder des Mageninhaltes), Blutung aus dem Rachenraum oder der Speiseröhre bis hin zur Perforation (extrem selten) erleiden.
Diagnostischer Herzkatheter
Diese Untersuchung ist eine invasive Methode zur Abklärung einer schweren Herzerkrankung oder bei dringendem Verdacht auf eine solche, insbesondere bei Patienten mit Durchblutungsstörung (koronare Herzkrankheit = Verengung oder Verschluss der Herzkranzgefäße). Folgende zusätzliche Indikationen bedürfen eine Abklärung mittels Herzkatheter: schwere Herzklappenfehler, schwere Entzündungen am Herzmuskel oder an den Herzklappen, Erkrankungen der Aorta (Hauptschlagader), angeborene Herzfehler, Erkrankungen der Lungen und des Lungenkreislaufs, …

Risiko: Leichte Komplikationen (lokale Einblutung bzw. Hämatom) treten bei ca. 5-10% auf. Schwere Komplikationen (große Blutung mit Notwendigkeit der Bluttransfusion oder Operation, Embolie, Schlaganfall oder Herzinfarkt) treten zu 0,5-1% auf (5-10 pro 1000).

Vor der Untersuchung sollten Sie mindestens 4 Stunden nichts gegessen oder getrunken haben. Ihre Blutdruck- und Herzmedikamente sollten Sie dennoch mit einem Glas Wasser einnehmen. Es gibt verschiedene Zugangswege, um den dünnen Kunststoffkatheter über die Arterien (Linksherzkatheter) oder Venen (Rechtsherzkatheter) zum Herzen anzubringen. Die häufigsten Punktionsstellen sind die Leisten oder die Handgelenke (Radialis). Die entsprechende Region wird zuvor ggf. rasiert und mit Jodlösung desinfiziert. Der Patient liegt im Herzkatheterlabor auf eine schmale Liege (nackt) auf dem Rücken und kann das Geschehen am Monitor mitverfolgen. Der Körper wird bis zum Hals mit einem sterilen Tuch abgedeckt. Der untersuchende Arzt und die assistierende Fach-Pflegekraft sind mit steriler Arbeitskleidung bekleidet. Nach der lokalen Betäubungsspritze wir bei völliger Schmerzfreiheit eine bleistiftdicke Kunststoffschleuse in das Gefäß an der Leiste oder am Handgelenk eingeführt. Nun kann der Herzkatheter (bleistiftminendünner Kunststoffschlauch) problemlos über diese Schleuse bis zum Herzen vorgeschoben werden. Über den Katheter kann man kleine Mengen Kontrastmittel in die jeweiligen Herzkranzgefäße verabreichen und zeitgleich Röntgenaufnahmen machen. Während den Röntgenaufnahmen muss der Patient für ca. 5 Sekunden die Luft anhalten. Dabei können die KoronargefäßeHerzkranzgefäße in voller Länge dargestellt werden. Eine Verengung oder ein Verschluss kann sicher dargestellt und vermessen werden. Zusätzlich werden diverse Druckmessungen im Herzen und in den großen zentralen Gefäßen durchgeführt. Abschließend wird über eine spezielle Spritzpumpe Kontrastmittel in die Herzkammer verabreicht und geröntgt. Dabei verspürt der Patient für einige Sekunden eine Wärmewelle durch den Körper wandern. Nun ist die Untersuchung beendet. Der Herzkatheter und die Schleuse werden entfernt und die Punktionsstelle für 10 Minuten mit dem Daumen komprimiert (zu gedrückt). Anschließend wird für 6 Stunden ein strammer Druckverband an der Leiste oder am Handgelenk angelegt. Falls jedoch eine Koronararterienstenose (Verengung) vorliegen sollte, wird diese in der gleichen Sitzung mit einem Ballonkatheter beseitigt. Weiteres hierzu siehe bei Stent-PTCA (unten).

Wichtige Maßregeln für den Patienten:
  • Bei der Punktion an der Leiste ist es sehr wichtig, das der Druckverband nicht verrutscht, anderenfalls würde es zu einer Einblutung in den Oberschenkel kommen. In den 6 Folgestunden müssen der Oberkörper und das entsprechende Bein an der Punktionsseite flach liegen und dürfen nicht gebeugt werden. Erst nach dem Entfernen des Druckverbands durch den Arzt kann die Bettruhe beendet werden.
  • Bei der Punktion am Handgelenk sollte der entsprechende Arm ruhig gelagert werden, es muss jedoch keine Bettruhe eingehalten werden.

Stent-PTCA (Ballon-Erweiterung mit Gefäßstütze):
Vorbereitung und Vorgehen siehe Herzkatheter. Beim Nachweis einer Gefäß-Einengung schiebt der Arzt einen speziellen Katheter, der an der Spitze mit einem Ballon und einer Gefäßstütze aus spezieller Metall-Legierung ausgestattet ist, in die Gefäßenge vor. Hierbei muss der Arzt mit Röntgen-Durchleuchtung den Ballonkatheter millimetergenau platzieren. Anschließend wird der wurstförmig längliche Ballon aufgepumpt. Der Druck, der den Ballon zur Entfaltung bringt, ist höher als der Reifendruck bei einem LKW! Dabei gelingt zu beinahe 100% die Gefäßenge zu beseitigen. Zeitgleich wird der Stent von innen in die Gefäßwand hinein gepresst, um zu verhindern, dass sich nach dem Entfernen des Ballonkatheters die Gefäßenge zurückbildet. Seit der Stent-Ära ist die Rate von erneuten Gefäß-Einengungen von 50% auf unter 10% zurückgegangen. Abschließend werden Katheter und Schleuse entfernt und die Punktionsstelle komprimiert. Sonstiges siehe oben bei Herzkatheter.